Impressum Offizielles Mitteilungsorgan der Herausgeber Ärztekammer Hamburg und Kassenärztliche Vereinigung Hamburg Schriftleitung Für den Inhalt verantwortlich Prof. Dr. Sigrid Nikol PD Dr. Henrik Suttmann Redaktion Stephanie Hopf, M. A. (Leitung) Katja Evers, M. A. (Fr.) Karen Amme, Dipl. (Fr.) Korrektur: Birgit Hoyer (Fr.) Redaktion und Verlag Hamburger Ärzteverlag GmbH & Co KG Weidestraße 122 b, 22083 Hamburg Telefon: 0 40 / 20 22 99-205 Fax: 0 40 / 20 22 99-400 E-Mail: verlag@aekhh.de Anzeigen elbbüro Stefanie Hoffmann Bismarckstraße 2, 20259 Hamburg Telefon: 040 / 33 48 57 11 Fax: 040 / 33 48 57 14 E-Mail: anzeigen@elbbuero.com Internet: www.elbbuero.com Anzeigenpreisliste Nr. 55, gültig ab 1. Januar 2025 Anzeigenschluss Aprilheft Textteilanzeigen: 14. März 2025 Rubrikanzeigen: 18. März 2025 Abonnement Jährlich 69,98 Euro inkl. Versandkosten Kündigung acht Wochen zum Halbjahresende Geschäftsführer Donald Horn Mit Autorennamen gekennzeichnete Beiträge stellen nicht in jedem Falle die Meinung der Redaktion und der Schriftlei- tung dar. Für unverlangt eingesandte Manu- s kripte wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Grafische Konzeption Michael von Hartz (Titelgestaltung) Redaktionsschluss Aprilheft: 14. März 2025 Das nächste Heft erscheint am 10. April 2025 Druck, Verarbeitung und Versand Bonifatius GmbH Paderborn Auflage: 19.086 F O r U M M e D I z I N D e r b L A U e H e I N r I c H D e r b L A U e H e I N r I c H Auszug aus „Flusslinien“ von Katharina Hagena, S. 23 ff., Kiepenheuer & Witsch Verlag 2025, 400 Seiten, 24 Euro, ausgewählt von Katja Evers Auszüge aus „Blaue Frau“ von Antje Rávik Strubel, S. 14 ff., S. Fischer Verlage, 432 Seiten, 24 Euro ausgewählt von Katja Evers Dahinter das andere Ufer Arthur ist noch jung, ein Baby. Er ist ihr Fahrer, und er ist entzückend. Er weiß viel und fragt viel. Das ist selten. Vor allem bei jungen Männern. Bei älteren Männern ist es nicht einmal selten. Denn da gibt es so etwas gar nicht. Wenn sie viel wissen, wollen sie nichts von dem wissen, was sie weiß, sondern lieber darlegen, was sie wissen, unabhängig davon, ob sie es vielleicht selbst auch weiß. Wenn sie jedoch nicht viel wissen, fragen sie einen erst recht nichts. Margrit wird müde, wenn sie noch länger darüber nachdenkt. Arthur fährt sie jeden Tag an der Elbe entlang, am Campingplatz vorbei und an ei- ner Handvoll Villen – fast alle neu oder neureich. Ob jemand neureich ist, erkennt Margrit an diesen lackierten Dachziegeln, die aussehen, als seien sie immer nass. Unterhalb des Römischen Gartens parkt Arthur mit einer Sondergenehmigung für Kranken- transporte, die an der Windschutzscheibe klebt. Obwohl sie nicht krank ist, sondern nur alt. Alt sei bloß ein anderes Wort für gebrechlich, sagt Arthur, während er den Minibus möglichst nah an den Elbhang stellt. Und ein Gebrechen sei eine Krankheit. Mit einem Ruck zieht er die Hand- bremse des kleinen Busses nach oben, als könnte er so die Reißfestigkeit seiner Argumentati- onskette prüfen. Er steigt aus, hilft ihr aus dem Wagen und begleitet sie den steilen Weg hinauf. Sie hat eine Gehhilfe, aber die nützt nichts auf den Treppenstufen, im Gegenteil. Deshalb nimmt Arthur den Rollator in die rechte Hand, sie hakt sich bei ihm unter und hält sich mit der linken Hand am Geländer fest, und so gehen sie langsam hinauf. Der Weg ist lang und steil, und in seiner Mitte wechselt das Geländer die Seiten. Sie bleiben stehen, jeden Tag an derselben Stelle, Arthur nimmt die Gehhilfe in die Linke, sie hakt sich wieder an seinem anderen Arm unter und hält sich rechts am Geländer fest. Es ist ein mühsamer Aufstieg. Oben ange- langt, tut Arthur so, als brauche er eine Verschnaufpause, weil er sieht, dass sie eine braucht. Er gibt vor, kurzatmig zu sein, wischt sich mit einer großen Bewegung den Schweiß ab und fragt, ob sie den Alten im Heim Wackersteine zu essen gäben, sie würde ja von Tag zu Tag schwerer … Und dann der weite Blick über die Elbe, die Flussinseln und dahinter das andere Ufer. Der Himmel ist weit, und die Wolken sind nah. Bevor Arthur Margrit im Römischen Garten alleinlässt, versichert er ihr, dass er in einer Stunde zurück sei. Er wünscht ihr Glück, und sie bedankt sich. Arthur verrät ihr nicht, wohin er geht, aber Luzie hat berichtet, sie sehe ihn oft unten am Strand, wo er mit einem Metallde- tektor und Kopfhörern langsam über den Sand gehe und nach vergrabenen Münzen oder anderen Schätzen suche. Sie hätte nicht vermutet, dass er ein solches Hobby hat, dass er überhaupt ein Hobby hat. Luzie sagt, Typen mit Metalldetektoren hätten immer einen Bart und kein Leben. Arthur hat keinen Bart, aber hat er ein Leben? Am besten, sie fragt ihn das bei Gelegenheit. Er ist ja kein schweigsamer Mensch. Aber verschwiegen, das schon. Drei Menschen, drei Schicksale – und zwölf Frühsommertage an der elbe, die alles verändern. Katharina Hagena lebt als freie Schriftstellerin mit ihrer Familie in Hamburg. Ihr erster roman „Der geschmack von Apfelkernen“ wurde in 26 Sprachen übersetzt und für das Kino verfilmt. „Flusslinien“ ist ihr vierter ro- man und erscheint am 13. März 2025 bei Kiepenheuer & Witsch. 0 3 | 2 0 2 5 H A M b U r g e r Ä r z t e b L A t t 33